Warum sind die Taliban gegen die Frauenbildung in Afghanistan?

Dies ist die zweite Kolumne von Noor Badshah Yousafzai

Mein Herz tut die ganze Zeit weh angesichts der Hilflosigkeit einer afghanischen Frau, die in Afghanistan geboren wurde, im Staub aufgewachsen ist, nie in einem klimatisierten Raum geschlafen, nie in einem weichen Bett geschlafen hat, nie eine gute Mahlzeit hatte, kein sauberes Wasser, keine guten Schuhe, keine gute Kleidung, keine ausreichende Gesundheit oder Bildung! Liebe und Glück gehören nicht zu den Schicksalen der afghanischen Frauen.

Frühe Heirat, frühe Mutterschaft und fehlende Bildung sind für eine afghanische Frau alltäglich. Afghanische Frauen haben immer Angst, nach einer Heirat in jungen Jahren Witwe zu werden und ihre Kinder zu Waisen zu machen. Nach vierzig Jahren Krieg trauert jede Frau in Afghanistan, deren Ehemann, deren Vater, deren Bruder und Kinder getötet wurden. Und es gibt keine Heilung, denn die Getöteten kehren nie wieder zurück.

Die afghanischen Frauen sind in allen Phasen ihres Lebens mit Schwierigkeiten, Kämpfen, Sorgen und Herausforderungen konfrontiert. Darüber hinaus fühlen sich diejenigen, die nach Iran, in die Türkei oder nach Europa gekommen sind, auch dort nicht immer wohl. Sie haben Probleme mit der Bildung, dem Erlernen der Sprache, den kulturellen Unterschieden und so weiter - es ist so schwierig, dass man es sich gar nicht vorstellen kann!

Afghanische Frauen sind die unschuldigsten und traurigsten Frauen der Welt, aber sie sind auch sehr gastfreundliche und respektvolle Menschen, die lächeln. Afghanische Frauen respektieren andere und erwarten dies im Gegenzug. Leider sind ihre Herzen verwundet.

Mehrere Generationen sind in den letzten 40 Jahren in Afghanistan mit Krieg aufgewachsen, und selbst davor haben Unterschiede zwischen den politischen Parteien der afghanischen Regierung, das Kriegsrecht und die Versuche, die Regierung zu stürzen, dazu geführt, dass Menschen nicht genügend Bildung erhalten konnten. Dabei war und ist Bildung Grundrecht. Seit der Zeit von König Amanullah Khan, dem Helden der Befreiung Afghanistans, wird Afghanistan von religiösen Gruppen, Extremisten und Mullahs beherrscht, die sich der modernen weltlichen Bildung und der Bildung von Frauen widersetzen. Die Bildung von Frauen ist für sie absolut inakzeptabel.

Seit 2001 hat die Regierung des ehemaligen Präsidenten Hamid Karzai das Land weitgehend befreit und sich für die Rechte der Frauen und die Bildung eingesetzt. Nach Hamid Karzai hat die Regierung von Ashraf Ghani in den letzten acht Jahren eine große Anzahl von Schulen, Hochschulen und Universitäten in Afghanistan gebaut, Frauen Arbeitsplätze gegeben und versucht, Bildung im Land zu verbreiten.

Aber seit den acht Jahren der Regierung von Ashraf Ghani haben die Taliban fortlaufend Schulen für Mädchen zerstört. Sie haben unzählige Universitäten angegriffen und haben dabei gegen die moderne Bildung von Frauen in muslimischen Gebetsstätten gepredigt. Sie schreckten vor Gewalt und Mord nicht zurück. Sie akzeptierten unter keinen Umständen die Bildung von Frauen, und die Imame vieler Moscheen unterstützten die Taliban nachdrücklich. Denn jeder islamische Imam, der den Taliban nicht gehorchte, musste den Tod fürchten.

Unter den Regierungen von Hamid Karzai und Ashraf Ghani verbreitete sich das Bildungswesen in den Städten, aber Dörfer blieben aufgrund der Taliban und religiöser Extremisten bis heute von der Bildung ausgeschlossen. Die einfache Jugend in den Dörfern glaubte oft den Imamen und bezeichneten die Bildung von Frauen als Sünde.

Als die afghanische Regierung im August letzten Jahres zusammenbrach und die Taliban die Macht übernahmen, begannen die Taliban, die Bildung von Frauen offen zu verbieten. Letzte Woche erschütterten die Tränen eines afghanischen Mädchens die Welt, als sie von der Schule zurück nach Hause geschickt wurde, weil Bildung für Frauen in Afghanistan ab der sechsten Klasse verboten ist.

Ich wundere mich, dass der Islam aus Saudi-Arabien stammt, aber Frauen in Saudi-Arabien zur Schule gehen dürfen, aber nicht in Afghanistan?

Die Türkei ist auch ein muslimisches Land, in dem Mädchen frei unterrichtet werden, in den Vereinigten Arabischen Emiraten, Ägypten, Libanon, Jordanien und Tunesien dürfen Frauen unterrichtet werden, aber nicht in Afghanistan.

Ist das nicht komisch? Oder denke ich vielleicht, dass die Taliban ihren eigenen Islam haben, einen selbst geschaffenen Islam!

Alle Länder sollten Mitgefühl mit Afghanistan, dem Volk und den Frauen Afghanistans zeigen und die Taliban zwingen, ihre Feindseligkeit gegenüber der Bildung von Frauen aufzugeben.

Afghanische Frauen haben das gleiche Recht auf Bildung wie alle anderen. Bildung ist ein grundlegendes Menschenrecht. Afghanische Frauen sind Menschen wie du und ich.

 

Photo by Wanman uthmaniyyah on Unsplash


About the author
Noor
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Noor Badshah Yousafzai ist ein in Berlin lebende pakistanisch-afghanische Journalist. Er schreibt über Politik, Taliban, Frauenermächtigung, Religiösen Extremismus und Soziale Themen.
Sein Twitter Handle ist: https://twitter.com/NBYousafzai

Noor Badshah Yousafzai is a Pakistani-Afghan journalist living in Berlin. He writes about politics, Taliban, women's empowerment, religious extremism and social issues. His Twitter handle is: https://twitter.com/NBYousafzai

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