Aus dem Allende-Viertel: Vom Ankommen und Bleiben
2016 bin ich aufgrund des Krieges aus Syrien nach Deutschland geflüchtet. Dann habe ich direkt in dem Wohnheim in der Alfred-Randt-Straße gewohnt und dort bin ich ungefähr anderthalb Jahre geblieben, bis wir eine Wohnung gefunden haben.In der Zeit habe ich eine Willkommensklasse besucht, um Deutsch zu lernen. Nach einem Jahr konnte ich schon ziemlich gut deutsch und habe angefangen nach einem Ausbildungsplatz zu suchen. Aber es war erst noch so, dass wir im Heim kein Internet hatten und man braucht wirklich Unterstützung. Das war alles nicht so schön, aber ich habe trotzdem weitergemacht und weitergesucht. Und irgendwann haben wir ein Wohnungsangebot von degewo bekommen. Wir haben die Wohnung bekommen und ich habe auch einen Ausbildungsplatz gefunden als medizintechnische Assistenz. Mittlerweile habe ich die Ausbildung erfolgreich abgeschlossen und zurzeit arbeite ich im Heim und bringe dort ein paar Leuten deutsch bei. Einer Familie und einer weiteren Frau. Drei Personen der Familie nutzen einen Rollstuhl, sie brauchen wirklich Unterstützung.In der Wohnung lebe ich mit meiner Familie, wir sind meine Eltern und drei Brüder. Ich würde gern ausziehen, um mit meiner Freundin zusammenzuziehen. Aber es ist wirklich sehr, sehr schwer jetzt eine Wohnung zu finden. Natürlich würden wir gern hier in der Nähe eine Wohnung finden. Aber die Hauptsache ist, überhaupt eine zu finden. Aber ich mag es hier wirklich, sehr ruhig und es gibt viel Wasser und Grün. Und für meine Eltern ist es auch besser hier. Ich glaube nicht, dass sie in Neukölln wohnen würden.
Ich bin immer noch ab und zu in Neukölln, davor mehr, jetzt weniger. Ich bin auch ruhiger geworden. Nicht seitdem ich eine Freundin habe, sondern seitdem ich sie habe, diese Freundin. Wir haben uns in der Ausbildung kennengelernt, sie ist im zweiten Lehrjahr und ich bin schon durch. Ich fühle mich hier auch viel wohler als in Neukölln. Ich mag es nicht, wenn zu viele Menschen an einem Ort sind.Hier am Ufer sitze ich meistens mit meiner Freundin, zum Picknick machen. Manchmal gehe ich schwimmen im Müggelsee. Ansonsten arbeite ich ja auch hier, also im Heim, und im Würfel habe ich auch schon gearbeitet. Und ich würde gern studieren, die Fachhochschulreife habe ich und ich bin noch jung, 21 Jahre alt. Die Studienzeit ist schön, denn man lernt neue Leute kennen und es gehört einfach zum Leben dazu. Für Gesundheitselektronik und Informatik habe ich mich an der HTW beworben.Zurückkehren ist keine Option für mich. Weder jetzt, noch später. Ich habe hier meine Ausbildung gemacht und ich werde hier studieren. Wenn ich mal Familie gründen würde, dann würde ich das hier machen. Das wusste ich, als ich die Ausbildung angefangen habe. Oder schon früher, glaub ich. Als ich schon Deutsch gesprochen habe. Kommunikation ist halt sehr wichtig. Wenn man als Mensch nicht kommunizieren kann, dann fühlt man sich nicht dazugehörig, isoliert.
Dieser Text entstand im Rahmen der Ausstellung "sprach-fähig" von BENN (Berlin Entwickelt Neue Nachbarschaften) im Allende-Viertel im Rahmend er Internationalen Wochen gegen Rassismus. Viele Nachbar*innen aus dem Kiez haben mitgemacht und ihre Geschichte geteilt.
Foto: (Copyright) Leona Fritsche
Katha koordiniert InteraXion, Willkommensbüro und Wohnraumberatung für Menschen mit Migrations- und Fluchterfahrung in Treptow-Köpenick. Sie begleitet RawafedZusammenfluss von hauptamtlicher Seite. Journalistische Erfahrung konnte sie durch verschiedene Projekte der Jugendpresse und dem Studierendenmagazin UnAufgefordert sammeln. Wenn sie nicht nach neuen Geschichten sucht, tummelt sie sich in Boulderhallen.
Katha coordinates InteraXion, the welcome office for migrants* and refugees in Treptow-Köpenick and accompanies RawafedZusammenfluss through her work. She gained journalistic experience through various youth press projects and the student magazine UnAufgefordert. When she is not looking for new stories, she spends her time in bouldering halls.