Aus dem Allende-Viertel: Sprache als Schlüssel

Am Anfang habe ich mich gehasst eigentlich, wollte hier nicht bleiben, wollte einfach nur zurück. Ich kenne hier keinen, ich kann die Sprache nicht sprechen. Wenn ich die Leute auf Englisch anspreche, sagen sie „Hallo! Hier ist Deutschland, hier wird Deutsch gesprochen!“. Das war alles ganz bescheuert irgendwie. Ganz neues Leben. Ich habe mich irgendwie anders gefühlt, ich gehöre hier nicht dazu, weißt du. Ich möchte einfach nur zurückgehen. Um ehrlich zu sein, gab es auch viele rassistische Menschen, die mir irgendwas gesagt haben. Zum Beispiel nachdem ich die Sprache gelernt habe, das war glaub ich 2017 oder so, wollte ich mich für eine Ausbildung bewerben und habe 50 Bewerbungen an Firmen verschickt und ich habe mehr als zehn Rückmeldungen bekommen, in denen stand „Wir empfehlen Ihnen, dass Sie weiter Deutsch lernen.“. Obwohl meine Bewerbung perfekt war. Woran merkt man, dass meine deutsche Sprache nicht gut ist? Daran, dass ich ein Flüchtling bin? Und jetzt, mittlerweile, bringe ich den Leuten Deutsch bei. All diese rassistischen Aussagen haben mich dazu gezwungen, dass ich weitermache und durchziehe.Für meine Eltern ist es natürlich viel, viel schwieriger. Sie verstehen nur ein bisschen Deutsch, sprechen können sie es nicht. Obwohl sie versuchen es zu lernen. Mein Vater war Lehrer für Arabisch, 50 Jahre lang Arabisch gesprochen. Jetzt versucht er eine neue Sprache zu lernen, macht sogar einen Kurs. Aber kannste knicken, wie man in Berlin sagt.

Dieser Text entstand im Rahmen der Ausstellung "sprach-fähig" von BENN (Berlin Entwickelt Neue Nachbarschaften) im Allende-Viertel im Rahmend er Internationalen Wochen gegen Rassismus. Viele Nachbar*innen aus dem Kiez haben mitgemacht und ihre Geschichte geteilt.


About the author
Katha
Katha

Katha koordiniert InteraXion, Willkommensbüro und Wohnraumberatung für Menschen mit Migrations- und Fluchterfahrung in Treptow-Köpenick. Sie begleitet RawafedZusammenfluss von hauptamtlicher Seite. Journalistische Erfahrung konnte sie durch verschiedene Projekte der Jugendpresse und dem Studierendenmagazin UnAufgefordert sammeln. Wenn sie nicht nach neuen Geschichten sucht, tummelt sie sich in Boulderhallen.

Katha coordinates InteraXion, the welcome office for migrants* and refugees in Treptow-Köpenick and accompanies RawafedZusammenfluss through her work. She gained journalistic experience through various youth press projects and the student magazine UnAufgefordert. When she is not looking for new stories, she spends her time in bouldering halls.

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