Nun ist es schon ein Jahr her, dass wir in einer Wohngemeinschaft zusammenlebten. So, wie uns ein Bündel von Motiven zusammenführte, haben sich unsere Wege nach 2½ Jahren aus unterschiedlichen Gründen wieder geteilt. Die Vermietung meldete Eigenbedarf an. In der WG gab es daraufhin den Gedanken von Eshan und mir, eine neue gemeinsame Wohnung für uns alle drei zu suchen. Gleichzeitig wollte Maiko lieber etwas Neues ausprobieren und alleine wohnen. Nach meinem Ausbildungsende war es für mich zudem unsicher, ob ich überhaupt in Berlin bleiben würde. In dieser Situation machte Eshan den ersten Schritt und fand eine neue 3er WG im Bezirk. Ich bezog fürs erste ein WG-Zimmer in einer 2er-WG bei einem Freund in Pankow. Und Maiko konnte sich den Traum der eigenen Wohnung erfüllen, die er von einem gemeinsamen Freund mietete. Unsere Wohngemeinschaft war somit Geschichte. 

In der zweiten Hälfte unserer WG-Zeit reisten wir gemeinsam mit dem Fahrrad nach Kopenhagen, fuhren mit Freunden an die Ostsee und hatten weiterhin für jeweils einige Monate eine vierte Person in der Wohnung. Es gab Aufs und Abs (die gemeinsame Haushaltsbewältigung ist nicht selten eine Herausforderung in WGs) und letztlich war jeder viel mit seinen eigenen Alltagsdingen beschäftigt: Ausbildung und Prüfungen sowie Familie und Freunde. Am schönsten waren rückblickend gemeinsame Kochabende mit Besuch. Als die Corona-Beschränkungen kamen, war ich sehr froh, im Alltag in einer engeren Gemeinschaft aufgehoben zu sein. 

Ein halbes Jahr später zog Eshan zu seiner Freundin ans andere Ende der Stadt; kurz darauf heirateten sie. Ich verließ nach einigen Monaten Berlin für einen Job und fand eine nette 4er-WG in einem Haus voller WGs. Maiko ist Treptow-Köpenick treu geblieben und nach wie vor zufrieden mit seiner ersten eigenen Wohnung.Physische Begegnungen zwischen uns sind von einer Permanenz schlagartig zu einer Rarität geworden. Und dennoch: die Verbindung besteht weiterhin, nicht zuletzt durch gemeinsame Freunde und gemeinsame Erinnerungen. Ab und zu haben wir Kontakt, schreiben uns Karten oder telefonieren auch einmal. Und nach drei gemeinsamen Weihnachten wird es bestimmt auch ein viertes geben. Zum letzten Weihnachtsfest habe ich Alben mit Fotos aus der WG-Zeit für Maiko und Eshan zusammengestellt. Als wir es uns im Familienkreise zusammen anschauten, gab es viel zu lachen und es flossen auch einige Tränen.